Drinkeldodenkarkhof
Der Drinkeldodenkarkhof wurde als Mahnmal für die Opfer des Auswandererschiffes „Johanne“ geschaffen. Das Schiff lief am 6. November 1854 vor der Insel auf Grund und tötete 77 Auswanderer. Drei Tage später konnten die Opfer geborgen und im Tranpad beerdigt werden. Fünf Jahre später wurde das Mahnmal mit einem Kreuz gekennzeichnet.
Anschrift
Drinkeldodenkarkhof
Tranpad 4
Spiekeroog 26474
Geschichte und Hintergründe des Drinkeldodenkarkhof
Am 6. November 1854 lief das Auswandererschiff Johanne auf seiner Jungfernfahrt vom damaligen Geestemünde (heute: ein Stadtteil von Bremerhaven) nach New York vor Spiekeroog auf Grund. An Bord waren 216 Auswanderer. Die raue See zerstörte die etwa 30 Meter langen und etwa 5,5 Meter breiten Rettungsboote des Holzbootes, sodass sie nicht mehr eingesetzt werden konnten. Auch von der Insel war keine Rettung zu erwarten. Die Spiekerooger müssen hilflos zugesehen haben, denn sie hatten kein geeignetes Rettungsboot zur Hand. Die Schiffbrüchigen konnten nur bei Ebbe gerettet werden. Die Deutsche Auswandererzeitung berichtete am 16. November 1854: „Die Gewalt der Wellen war schrecklich, und die Passagiere, die sich in der Hoffnung auf leichtere Rettung an Deck geflüchtet hatten, wurden von ihnen fortgerissen, einige Male gegen das Schiff geschleudert, dann nie mehr. überprüft. Dadurch sind einige Leichen fürchterlich verstümmelt. Die Inselbewohner fanden Leichen und geschlagene Körperteile am Strand. Bereits am ersten Tag mussten 30 Tote in Särge gelegt und entsorgt werden. In den folgenden Tagen leblose Körper wusch sich weiter. Insgesamt kamen 77 Auswanderer ums Leben: 18 Männer, 34 Frauen, 18 Kinder unter 10 Jahren und 7 Kleinkinder. Auf dem kleinen Inselfriedhof war kein Platz für so viele Tote. Die Inselbewohner bestatteten Johannes Tote deshalb in einem Tal von Dünen außerhalb des damaligen Dorfes, auf dem eigens dafür angelegten „Friedhof der Ertrunkenen“ („Drinkeldodenkarkhoff“), der sich heute am östlichen Ortsrand befindet. Zum 125. Jahrestag des Untergangs die Johanne 1979, viele relati ves der Verstorbenen versammelten sich später auf dem Drinkeldodenkarkhoff, um ihrer Angehörigen zu gedenken.
Das Boot der Auswanderer
Der Begriff Auswandererschiff wurde im 19. Jahrhundert geprägt, als die transatlantische Schifffahrt billiger wurde und mehr Menschen es sich leisten konnten, ihr Glück in der Neuen Welt zu besuchen. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war Le Havre in Frankreich der wichtigste Auswanderungshafen. Es wurde dann durch Bremerhaven, Bremen und vor allem Hamburg ersetzt. Neben wirtschaftlichen Gründen ist es die innenpolitische Situation, die viele Deutsche zur Auswanderung treibt.
Johanna
Nach dem Bau der Johanne, einer 30 Meter langen Holzbark in Lienen, wurde sie am 21. Oktober 1854 in Dienst gestellt. Die Jungfernfahrt sollte mit 216 Auswanderern an Bord nach New York gehen. Das Schiff stach am 2. November 1854 in See, sank aber vor Spiekeroog.
Die Johanne bewegt sich langsam, weil die Fahrt durch schlechtes Wetter behindert wird. So blieben die mit dem Gepäck zusammengepferchten Passagiere überwiegend unter Deck. In den folgenden Tagen besserte sich das Wetter jedoch nicht. Im Gegenteil, in den Nachtstunden des 4. November entwickelte sich ein heftiges Gewitter. Ein Matrose ging über Nacht über Bord und konnte nicht gerettet werden. Am nächsten Tag verlor die Johanne einige Segel, lief auf Grund und kenterte.
Die Passagiere wurden über Bord gespült und ertranken im kalten Wasser. Die Rettungsboote waren unbrauchbar, weil sie gesunken waren. Die Spiekerooger, die den Unfall vor ihrer Küste verfolgte, konnte mangels eines geeigneten Bootes keine Hilfe leisten. Sie hoben die Toten auf und sammelten die Überlebenden, die am 14. November nach Bremerhaven zurückkehrten. Der Untergang sorgte für Aufsehen, weshalb schnell die ersten Rufe nach der Einrichtung von Erste-Hilfe-Stationen laut wurden. Erst nach der Strandung einer englischen Brigg vor Borkum im September 1860 wurden die ersten Rettungsbootstationen eingerichtet.
Die Gedenkstätte
1859 wurde der Ort mit dem ersten Eisernen Kreuz markiert, dessen Inschrift an die Gestrandeten erinnert und die Worte trägt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ (Joh 11, 25 UE). Der Drinkeldodenkarkhoff ist heute ein großer eingezäunter Platz mit zwei Bänken. Zum Gedenken an die Toten errichteten die Spiekerooger einen kleinen Felsenhügel, auf dem heute ein hölzernes Kreuz steht, das von einem metallenen Ankerseil umgeben ist. Ein Anker und eine Tafel vor dem Hügel vervollständigen das Mahnmal.
Auf dem Gelände befindet sich ein weiterer Gedenkstein für sieben auswanderungsbereite und bei dem Unglück ums Leben gekommene Einwohner von Kaufen bei Kassel. Der Gemeinderat ließ es zu Pfingsten 1997 zum Gedenken an die Toten errichten.