Bahnhof Stelldichein
Wenn Sie an Norderney denken, verbinden Sie diese Insel nicht unbedingt mit einer Bahn, außer vielleicht können Sie die Bahn an der „Norddeich Mole“ fast direkt zum Schiff nehmen, das Sie auf die Insel bringt. Und doch gab es einmal eine Inselbahn auf Norderney. Allerdings hatte sie nichts gemein mit den Inselbahnen der anderen ostfriesischen Insel, die Sie im Rahmen Ihres Urlaubs erleben können, wenn Sie einen Inselurlaub auf Borkum, Langeoog oder Wangerooge machen.
Leider hatte die Norderneyer Inselbahn ganz andere Aufgaben, die nichts mit Sonne, Badespaß oder Wohlfühlschatten zu tun hatten. Sie war immer eine nichtöffentliche, reine Militärbahn und wurde unter anderem als Militär-, Marine- oder Festungsbahn bezeichnet. Bahnanlagen wurden mit Zäunen und Toren abgesperrt.
Schirrhof und Bahnhof „Stelldichein“
Diese beiden alten verbundenen Eisenbahnsysteme könnten als Betriebszentrum der Inselbahn angesehen werden. 1915 lagen sie ungefähr in der Mitte des Gleisnetzes von Norderney. Die im Wesentlichen zweispurige Anlage verlief in Nordost-Südwest-Richtung (siehe auch nebenstehende Skizze).
Der Schirrhof endete rechtwinklig im Nordosten (etwa an der heutigen „Nordhelmstraße“) und hatte unter anderem mehrere Schuppen mit Feldbahnausrüstung, Werkstätten, Materialschuppen und Sozialgebäude. Hier wurden auch Fahrzeuge gewartet und der Gleisbau organisiert. Ab 1935 wurde der Schirrhof umgebaut und erweitert. Die Straße „Am alten Schirrhof“ erinnert noch heute an ihren früheren Standort.
Südlich des Schirrhofs befindet sich rechts der Weg von der Molkerei kommend. Es folgte der nichtöffentliche Bahnhof „Stelldichein“, der als Ein- und Ausstiegspunkt für Soldaten von und zur Inselstadt (mit Fußweg) diente. 1915 wurde der kleine kompakte Holzbau westlich der Gleise errichtet und steht noch heute. Dieser Bahnhof war offenbar der einzige Geschäftssitz, der einen Namen hatte und die Bezeichnung „Bahnhof“ verdiente. Es war von der Straße durch ein hohes Tor gesichert.
Die Gleise verliefen durch die heutige Richthofenstraße nach Süden. Hinter dem Bahnübergang befanden sich weitere Gleise, Schuppen und Gebäude für die Eisenbahn. Dieser Teil des Gleissystems hatte keinen besonderen Namen. Auf der Norderneyer Stadtinformationstafel auf dem Bahnhofsgelände heißt das gesamte Areal „Festungs-Schirrhof“. – Am südlichen Ende, kurz vor der Kehre Richtung Pier, mündet der Zufahrtsweg zur Batterie „HAMBURG“ rechts ein.
Das Bahnhofsgebäude Stelldichein
Das kleine Bahnhofsgebäude präsentiert sich als denkmalwürdiges Denkmal und sehr romantisch. Der Name der Station „Stelldichein“ unterstreicht den romantischen Eindruck! Neben dem Empfangsgebäude wurden zwei kurze Gleisabschnitte verlegt. Eine ausführliche Informationstafel weist darauf hin, dass die Insel Norderney nach Kriegsausbruch 1914 zu einer mächtigen Seefestung ausgebaut wurde. 1915 beschloss die Marine den Bau einer normalspurigen Transportbahn zwischen Militäranlagen und dem Hafen für den Transport des eingesetzten Materials beim Bau der militärischen Anlagen und wohl auch für die später notwendigen Versorgungsfahrten.
Nach Kriegsende 1918 wurden die Artilleriestellungen, der Wasserflugzeugstützpunkt und die Marinebahn von den Abrüstungsvorschriften ausgenommen. Die Geschützstellungen wurden von der Reichswehr zur Schießausbildung genutzt, die Marinebahn blieb in Betrieb.
Ab 1935 wurden die Militäranlagen erweitert. Auch das Rollmaterial wurde hinzugefügt: drei Dampflokomotiven, zwei Motorlokomotiven und mehrere Triebwagen wurden hinzugefügt.
Lage und Anreise zum Bahnhof Stelldichein
Von der Stadt Norderney aus gelangt man mit einem Bus des öffentlichen Nahverkehrs dort hin. An der Kreuzung Birkenweg mit Richthofenstraße hat die Buslinie eine Haltestelle. Dort kann man aussteigen und hat dann nur noch rund 50 m bis zum Cumberland-Denkmal und zum Bahnhof Stelldichein.
Unterkunft in der Nähe vom Bahnhof Stelldichein
Wofür wurde die Norderneyer Inselbahn genutzt?
Der Marinestützpunkt Stelldichein wurde 1915 im Zuge des Baus der Seefestung Norderney im Ersten Weltkrieg errichtet. Diese sollte Munition und Soldaten an den auf Norderney eingerichteten Flugabwehr-Beobachtungsposten liefern. Die Seefestung und das bestehende Eisenbahnnetz wurden im Zweiten Weltkrieg weiter ausgebaut und gegen die englische Invasion modernisiert.
1946, nach Kriegsende, übergab die Militärregierung alle Eisenbahngeräte an die Reichsbahndirektion Münster. Nach einer Funktions- und Zustandsprüfung lehnten Kurverwaltung und Gemeinde die Inbetriebnahme ab und waren an einer Inselbahn auf Norderney nicht interessiert. Bis Herbst 1947 waren die Schleusen und Schienen vollständig demontiert und verschifft.
Die Inselbahn Norderney nach Kriegsende
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 wurden alle Befestigungsanlagen abgerissen. Die Inselbahn blieb jedoch vorerst bestehen und diente dem Transport von militärischem Gerät. Die Bahngeräte und Fahrzeuge wurden im Herbst 1946 von der Militärregierung an die Reichsbahn in Münster übergeben. Der Fuhrpark bestand damals aus einer Dampflok, zwei Diesellokomotiven, zwei 1-spurigen Triebwagen, zwei Waggons für die Eisenbahn Fahrzeuge, 12 sogenannte O-Wagen und 14 Rungenwagen.
Die Gemeinde Norderney hatte jedoch kein Interesse mehr an einer Inselbahn, obwohl es im Januar 1947 noch Pläne für eine Inselbahn gab! Die Eisenbahnanlagen wurden 1947 demontiert und das rollende Material und die Gleise auf das Festland zurückgebracht. Die Schwellen wurden jedoch zu Brennholz verarbeitet. Im Herbst 1947 war die Demontage endgültig abgeschlossen. Sie beendete nach nur 32 Jahren das dunkle Kapitel einer Insel-Militärbahn auf Norderney. Schade, dass ihm nicht ein glücklicheres Kapitel einer „friedlichen“ Inselbahn für Touristen und Einheimische folgte!